Mittwoch, 26. August 2009

Erasmus - Von der Anmeldung zum Auslandssemester

Da ich noch genau weiß, wie schwierig und undurchsichtig mir die Bewerbung für ERASMUS erschien, möchte ich hier vorab einen kleinen Leitfaden zur Verfügung stellen. Der erste Eindruck täuscht leider nicht, denn es ist ein relativ großer bürokratischer Aufwand. Aber schließlich wird man ja dafür belohnt.

1) Die Qual der Wahl
Zu Beginn muss man sich erst einmal für eine Hochschule entscheiden. Dabei kannst du aus einer Liste von Partneruniversitäten deiner Hochschule auswählen. Meist stehen die Listen auch im Internet oder man erfährt sie, wie an der Uni Siegen, über das Akademische Auslandsamt (AAA). Die entsprechenden Infos über die Unis erfährt man auch im Internet oder über Bekannte, so dass man sich en mehr oder weniger gutes Bild machen kann. Eine 100%tig wasserdichte Entscheidung kann man allerdings nie treffen, ich würde mich dort einfach auf mein Bauchgefühl verlassen und in jedem Fall eher nach Region und nicht nach dem Ruf der Uni wählen. Schließlich geht es hauptsächlich um das Leben in der Fremdkultur und nicht um einen weiteren Punkt im Lebenslauf.

2) Erste Gespräche mit dem Programmbeauftragten

Auch wenn man es manchmal nicht glauben mag, ja, auch deine Uni wird einen Programmbeauftragten haben, der für die jeweilige Uni im Ausland zuständig ist. Hast du Interesse für eine bestimmte Uni und dir erste Informationen geholt, besprichst du den weiteren Verlauf mit dem zuständigen Programmbeauftragten. Er wird dir neben genaueren Informationen zur Fremduni auch Infos über den weiteren Bewerbungsablauf geben. An der Uni Siegen benötigten Lara und ich z.B. neben dem Programm-Datenblatt auch noch ein Motivationsschreiben und einen Lebenslauf auf Französisch. (bei späteren Bewerbungen wurde allerdings von letzten beiden Schreiben abgesehen, so dass das Programm-Datenblatt vollständig ausgereicht hat)

Einen Link zum Programm-Datenblatt der Uni Siegen findet ihr hier.

3) Warten, warten, warten...

So, jetzt heißt es, Geduld zeigen und warten bis du Rückmeldung vom AAA erhältst. Dieser wird dir dann sagen, ob du angenommen wurdest oder nicht. Es ist ratsam sich in der Zwischenzeit schon einmal mit der Partneruniversität in Verbindung zu setzen und sich dort unverbindlich vorzustellen. Der Programm-Beauftragte wird dir Bescheid geben, sobald du bei der Partneruniversität angenommen wurdest. Sind alle Plätze an deiner Wunschuni belegt, wirst du an deiner Zweitwahl angemeldet. 

4) Organisation des Aufenthalts

Jetzt beginnt die eigentliche Organisation. Beginnen wir mit dem elementarsten: wie kommst du hin? Wo wirst du bleiben?
Informiere dich über Möglichkeiten der Anreise. Nach Frankreich kann man entweder mit dem Auto, fliegen (günstige Fluggesellschaften: Ryanair, Air Berlin, GermanWings) oder mit dem Zug fahren (günstig ist da der Thalys, der von Köln nach Paris fährt). Innerhalb von Europa werden die obigen Fluggesellschaften wohl auch die günstigsten sein.
Nach Guadeloupe, das faktisch in Frankreich, praktisch allerdings in der Karibik liegt, kommt man nicht so einfach. Dort beschränken sich im wesentlichen die günstigen Fluggesellschaften auf Air France, Air Caraibe und Corsair. Wir fliegen mit letzter Gesellschaft, da die Preise einfach unschlagbar günstig sind. Die Flüge sind allerdings jeweils von Paris-Orly, so dass wir noch einen Flug bei AirBerlin bis nach Paris gebucht haben.

Zum zweiten zur Wohnung. Uns wurde es leicht gemacht. Wir haben eine Liste verschiedener Wohnmöglichkeiten mit Preis und knapper Beschreibung (allerdings wohlgemerkt ohne Foto etc.!) erhalten. Dort haben wir bei unserer entsprechenden Wunschwohnung ein Kreuzchen gemacht und werden hoffentlich nach Ankunft zu einer Unterkunft gefahren.  
Sicherer kann man sich natürlich sein, wenn man vorher einmal de Wohnung besichtigt hat. Dazu empfiehlt es sich ausländische Zeitungen durchzublättern oder im Internet zu schauen. In den meisten Fällen wird es möglich sein, ein Wochenende in der Partnerstadt zu verbringen und sich eine Wohnung nach der anderen anzusehen. 

Damit habt ihr schon mal das wichtigste abgeklärt.

Nur, was ist, wenn man mal krank wird? Auslandskrankenversicherungen gibt es en masse. Es ist scher unmöglich eine Empfehlung abzugeben, da jeder andere Bedürfnisse hat und anders versichert ist. Wr beide, Lara und ich, sind da natürlich keine Experten. Ich habe es so gemacht, dass ich mir einen Nachmittag Zeit genommen habe, um im Internet nach verschiedenen Auslands-Krankenversicherungen zu suchen. Dann habe ich eine Liste gemacht und alle, wirklich alle, Versicherungen angerufen, um zu fragen, ob diese auch Langzeitversicherungen miteinschließt (da muss man etwas aufpassen, die meisten Auslands-Krankenversicherungen umschließen nur einen relativ kurzen Zeitraum, für einen Urlaub z.B.). Im Fall Guadeloupe war es noch besonders kompliziert, da die meisten Mitarbeiter nicht wussten, ob es versicherungstechnisch nun zu Frankreich oder Karibik zählt. In den meisten Fällen lag zwischen den beiden Orten nämlich eine sehr hoher finanzieller Unterschied. Letztendlich haben wir uns beide für den Langzeit-Auslandskrankenschutz des ADAC entschieden. Der kostet für Mitglieder zurzeit EUR 147,00 für den gesamten Zeitraum des Versicherungsschutzes (etwas über 6 Monate). Da wir beide noch nicht Mitglied waren, war es für uns möglich, noch als Mitglied beizutreten. Dies ist im ersten Jahr kostenfrei und kostet sonst lediglich EUR 19,00 im Jahr. Nachteil der Versicherung ist, dass man bei jeder Erstbehandlung EUR 50,00 zahlen muss. Da diese Versicherung allerdings um so vieles günstiger war, und ich generell selten zum Arzt muss, denke ich, dass es die richtige Entscheidung war. 

5) Learning Agreement

Das Learning Agreement ist die Sicherheit dafür, dass die erworbenen Kreditpunkte auch in Deutschland angerechnet werden. Dazu findet ihr entsprechende Formulare auch auf der Homepage des zuständigen AAA. Dann heißt es wieder Internetrecherche betreiben oder die Unis anschreiben, um ein aktuelles Vorlesungsverzeichnis zu erhalten. Habt ihr dieses vorliegen, sucht ihr euch die schönsten, interessantesten und natürlich passenden Kurse raus. Schreibt auch direkt dazu, wie viele Kreditpunkte ihr voraussichtlich erwerben möchtet. Mit diesem Zettel geht ihr zu eurem Fachbereichsleiter. Wer das ist, erfahrt ihr bei eurem Programmbeauftragten oder beim Prüfungsamt eures Fachbereichs. Dieser unterschreibt dann nach Überprüfung der Kurse, das Formular. Noch eine Unterschrift vom Programm-Beauftragten des AAA und schon ist alles auf deutscher Seite geregelt. Es fehlen noch die Unterschriften von der Partnerseite. Dafür schickt ihr das Formular entweder an die entsprechenden Personen der Partneruniversität (vorher Kopien machen!) oder wartet bis ihr da seid. Letzteres ist allerdings nur in Ausnahmefällen erlaubt, da man in der Regel das Learning Agreement vor Ausreise vollständig ausgefüllt abgegeben haben muss. Guadeloupe ist allerdings aufgrund von karibischer Mentalität und Zuverlässigkeit so ein Ausnahmefall.   

6) Auslands-Bafög

Dieses Thema hat wahrlich einen eigenen Unterpunkt verdient. Im Prinzip ist es gar nicht mal so schwer, aber praktisch, war es zumindest für mich, ein riesiger Wust an Papierkram. Aber lasst euch nicht abschrecken, denn wenn ihr Auslands-Bafög bekommt, bekommt ihr nicht nur den monatlichen Betrag, sondern zusätzlich pauschal bis zu EUR 500,00 der Reisekosten erstattet. Zudem müsst ihr bis zu einem Betrag von EUR 5000,00 nichts zurückzahlen.

Man füllt die Formblätter aus (erhältlich hier) und schickt sie mit den entsprechenden Anlagen zurück. Benötigt werden:
  • die normalen Formblätter plus Formblatt 6
  • Bestätigung der Krankenversicherung
  • Bestätigung der Entsende-/Stpendiumsorganisation (in diesem Fall ERASMUS)
  • Bestätigung über das Beherrschen der Landessprache (nur erforderlich, wenn Unterrichtssprache gleich der Landessprache ist), am besten das Abizeugnis in Kopie senden. Wenn die Sprache erst an der Hochschule erworben wurde, findet man auch einen Vordruck vom Bafög-Amt, den man bei einer Fachdozentin unterschreiben lassen muss
  • Immatrikulationsbescheinigung der Aufnahmeuniversität im Ausland
  • Mietvertrag im Ausland
  • Zertifikat über Wohngeld, das man evtl. erhält
  • Bescheinigung über derzeitiges Vermögen (einfach bei der Bank nachfragen, die drucken das aus) 
  • dann natürlich je nach Fall: Steuerklärung der Eltern, Nachweise über sonstiges Vermögen, Nachweise über das Vermögen von Geschwistern
  • nach dem 4. Semester benötigt man die Bestätigung vom Prüfungsamt, dass man 80% des Grundstudiums absolviert hat (Formblatt 5)
Diese Unterlagen sendest du alle an die zuständige Behörde. Jedes Land hat dort seine eigene. Für Frankreich ist die Kreisverwaltung Mainz-Bingen zuständig. Die Adresse findet ihr auch hier.
Ganz wichtig: Macht euch in jedem Fall von allen Formularen Kopien! Es kommt nämlich oft vor, dass man noch einmal etwas nachreichen oder nachschauen muss.  
  

So, wenn ihr diesen ganzen Berg an Aufgaben und Behördengängen hinter euch gebracht habt, könnt ihr euch endlich zurücklehnen und das wichtigste machen: die Vorfreude genießen! 

Verfasst von Lea